Vor genau 40 Jahren bin ich mit der Ka 8 D-2321 auf meinem ersten Überlandflug mit Flugauftrag in 2:43 Std nach Donaueschingen geflogen. Auch wenn inzwischen zig Tausende von Starts und Flugstunden dazugekommen sind: solche „Meilenstein-Flüge“ bleiben einem immer in Erinnerung!
Leider hat mein Plan zu einem Revival nach so langer Zeit nicht geklappt: die Vorhersage war zwar recht brauchbar und hat das Vorhaben in den Bereich des Machbaren gerückt. Aber gegen den aufgefrischten Südwind, im unteren Stockwerk zunächst zerrissene diffuse Thermik und eine dezimierte Rückholmannschaft ist kein Kraut gewachsen – da sollte man lieber nicht absaufen müssen!
Trotzdem darf ich mit der „Ausbeute“ des dreistündigen Fluges mehr als zufrieden sein! Für mich ist es immer noch ein fliegerischer Hochgenuß, mit der Ka 8 das ewig spannende und geliebte Spiel mit den Aufwinden zu spielen: die Thermik saugt die Luft wirklich hörbar aus dem Cockpit bei langsamen Fluggeschwindigkeiten um die 70 km/h beim Kurbeln und der geschundene Allerwerteste sagt mindestens genauso gut wie das Vario, wo die Thermik ist und wohin man zentrieren sollte.
Zwar habe ich zwei Kissen auf das karge Sperrholzbrett gelegt, was aber leider nicht zu einer nachhaltigen Linderung meiner Steißbeinschmerzen geführt hat: Mein Hinterteil meldete bereits nach einer Dreiviertelstunde, daß dies womöglich keine so gute Idee sei und suggerierte mir in der Art von Fatamorganavisionen das Paradies für meine hintere Anatomie, wenn ich nur bald landen würde. Geholfen haben dann ein paar Übungen zur Sitzverlagerung, wechselweise Strecken und Anziehen der Beine und der Versuch, die Aufmerksamkeit weg von dieser Pein hinaus auf die wunderschöne nähere heimatliche Landschaft zu lenken.
Musbach war meine erste „Anker-Boje“ auf diesem Flug und der Versuch, erst einmal nach Winzeln zu fliegen wurde bei Loßburg ebenso gecancelt wie das ganze Vorhaben mit Donaueschingen. Immer wieder haben mich die angeflogenen Wolken verarscht und ich musste mit schwachem zerrissenen Steigen hart fürs Obenbleiben arbeiten. Im Tagesgang funktionierte das dann immer besser, auch hob sich die Basis auf 2.100 Meter MSL und gab mir gute Arbeitshöhe für einen etwas erweiterten Radius. Dem Murgtal folgte ich über Baiersbronn dann bis an die Schwarzenbach Talsperre und bog mit Ostkurs ab über die markanten Windräder bei Simmersfeld mit Ziel Wächtersberg. Das hat super
funktioniert und ich bin da nie tief gekommen, das Segelfliegen in vertrautem heimatlichen Terrain hat mich tief befriedigt und mir große Freude bereitet.
Weiter ging’s dann für mich nach Süden bis fast nach Rottweil, wo ich mir – aber nur ganz kurz –überlegt hatte, doch noch nach Donaueschingen weiterzufliegen. Aber der Rückflug hätte nicht geklappt und der Rückholaufwand via F-Schlepp war mir einfach zu groß. Deshalb habe mich für den sicheren Heimweg entschlossen und bin zufrieden in Nagold gelandet. Schön war die Runde mit vielen schönen Erinnerungen an die Anfangszeit meiner Fliegerei. Mit der Ka 8 D-2321 verbinden mich ebenso schöne Erinnerungen wie mit der ASK 13 D-2332, auf der ich das Fliegen gelernt habe. Es ist außergewöhnlich, dass diese beiden Flugzeuge jetzt schon fast 50 Jahre in unserem Verein sind und uns immer noch sehr gute Dienste tun. Das ist schon auch viel Nostalgie und etwas verklärte Erinnerung, aber was soll man sagen: alte Liebe rostet eben nicht!
Bericht: Michael Zistler