Vom Rollstuhl zurück ins Cockpit

Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus“ – in beeindruckender Weise hat Peter Schuon vom FSV Nagold gemäß diesem Zitat sein Schicksal angenommen und aus allen Situationen mit großem Kämpferherz das Beste gemacht: Nach fünfjähriger, durch einen tragischen unverschuldeten Flugunfall erzwungenen Segelflug-Abstinenz, sitzt Schuon, der an den Rollstuhl gebunden ist, jetzt wieder als PiC im Cockpit eines Segelflugzeuges und genießt dies in vollen Zügen.

Das ist wahrlich eine Sternstunde“ postete Schuon, der als Sportvorstand bei den Nagolder Flugsportlern aktiv ist, nach seinen ersten Einweisungsflügen mit der auf Handsteuerung umgerüsteten Vereins-ASK 21 und bedankte sich herzlich bei seinen Unterstützern.

Unter der Regie von Technikvorstand Andreas Essig, Alex Baumgartner und Stefan Zistler ist in der Vereinswerkstatt des FSV Nagold auf dem Dürrenhardter Hof der Umbau der Seitenrudersteuerung auf einen Hebel an der linken Bordwand gemäß den Anleitungen des Herstellers erfolgreich erfolgt, sodass Peter Schuon das Flugzeug nun auch als Rollstuhlfahrer entsprechend bedienen kann.

Vorbild aus Sinsheim

Erste Bekanntschaft mit einem solchen Flugzeug hatte der Haiterbacher Unternehmer eines mittelständischen Zuliefererbetriebes bereits im vergangenen Jahr auf dem heimischen Flugplatz gemacht: ein Mitglied der „Rolliflieger“ aus dem badischen Sinsheim hatte diesen Umbau ebenfalls realisiert, und Peter Schuon konnte mit Fluglehrer Michael Zistler einige längere Flüge mit jenem Flugzeug unternehmen. Dabei ist er offensichtlich „schwanger“ geworden mit der Idee, auch den Nagolder Doppelsitzer umzubauen, oder anders ausgedrückt: Ihn hat die Sehnsucht nach dem Segelfliegen erneut angefixt und nicht mehr losgelassen.

Seit dem folgenschweren Luftzerleger des Nurflüglers AV36 beim Flugplatzfest des FSV Nagold im Jahr 2016 ist Peter Schuon an den Rollstuhl gebunden, und nachvollziehbar waren alle Vereinsmitglieder schockiert über das Unglück und seine Folgen für Peter. Alle machten sich große Sorgen, wie er sein Leben vom Rollstuhl aus als Unternehmer und im privaten Bereich einrichten könnte.

Bewundernswerte Haltung

Aber mit der Zeit war sein komplettes Umfeld nicht nur erleichtert, sondern regelrecht erstaunt und begeistert, ja sogar eines Besseren belehrt: Peter hat den Spieß einfach umgedreht und ist, auch durch seinen verwurzelten christlichen Glauben und der Kraft seiner Familie, dem Hergott dankbar, dass er diesen Unfall wie durch ein Wunder überlebt hat. Seine Chancen dafür standen durch die erlittenen Verletzungen schon in der Luft wirklich denkbar schlecht und womöglich hat eine ganze Legion von Schutzengeln gerade im richtigen Moment einen echt guten Job gemacht.

Wirklich kein einziges Mal haben wir ihn jemals klagen gehört oder mit seinem Leid hadernd erlebt – ganz im Gegenteil: mit seiner permanent optimistischen und kreativen Grundeinstellung ist er seinen Vereinskameraden ein leuchtendes Vorbild – auch weit über den Flugsport hinaus“, sagen seine Fliegerkameraden über ihn.

Aktiver und vielseitiger Flieger

Mehr als 40 Jahre sitzt Peter Schuon in Segelflugzeugen, betreibt aktiv Segelkunstflug und hatte einige Jahre einen eigenen Janus, mit dem er auch zu weiträumigen Streckenflügen aufgebrochen ist. Motorfliegerisch hält er die Privatpilotenlizenz PPL-A samt Nachtflug und ist im eigenen UL „Shark“ unterwegs. Also ein sehr vielseitiger Flieger, voller Begeisterung und jetzt auch wieder mit den Möglichkeiten des geliebten Segelfliegens ausgestattet – er hat es sich wahrhaftig verdient und seine Fliegerkameraden freuen sich riesig mit ihm darüber.

Text und Fotos: Michael Zistler, Ausbildungsleiter FSV Nagold

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